„#MeineChance“,  
Theaterlabor Tor 6, 03.07.2019 

Gleichzeitig spektakulär und berührend waren etwa 70 Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Schulen und verschiedener Herkunft am 03.Juli 2019 im Theaterlabor Tor 6 auf der Bühne zu sehen. Alle haben voller Dynamik und Energie in 20 überraschenden, ineinanderfließenden Szenen Enthusiasmus und Humor kreiert, getanzt und erleben lassen. Glück und Unglück sind relativ. Selbst wenn die Thematik zunächst tragisch erscheint, kann uns schon der nächste Szenenwechsel in eine ganz andere Welt führen. Während der Aufführung werden die Andeutungen auf die Thematik auf verschiedene Weise interpretiert, mit einer Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit, ohne jemals melodramatisch zu werden. 

Die Bühne ist leer. Während das Publikum sich hinsetzt, nehmen gleichzeitig 
sowohl die etwa achtjährigen Kinder als auch die 13-17 Jahre alten jugendlichen Teilnehmer die Bühne in Beschlag. Nachdem der Saal dunkel geworden ist, beginnen die jungen Teilnehmer im hinteren Teil der Bühne miteinander laut zu reden und gehen dabei bis zur Bühnenmitte. Dort stoppt sie ganz plötzlich ein einzelner Junge. Daraufhin umringen ihn die anderen und gehen mit ihm zusammen von der Bühne. Einsamkeit und Ablehnung sind jetzt zu Ende. Sofort erscheint ein neuer Kontrast. Die ganz kleinen Kinder tanzen in überraschender Reihenfolge freudig und mit einem Lächeln auf den Lippen. Die Vorstellung wird durch wechselnde Szenen mit kleinen Kindern und Jugendlichen fortgesetzt. Die Kinder der Fröbelschule, unschuldig und voller Enthusiasmus, gehen mit den jungen Teilnehmern der Gertrud-Bäumer-Realschule auf Tuchfühlung. Und auch hier geht es um Vertrauen. Diese Beziehung gipfelt in einem beeindruckenden Pas-de-Deux zwischen einer jungen Balletttänzerin und einem Turner der Gertrud-Bäumer-Realschule, eine Symbiose zwischen zwei Gegensätzen, die einen sehr unterschiedlichen Weg eingeschlagen haben, bei dem aber auch das Glück eine Rolle spielt. 

 
Traditionelle Musik aus den Balkanstaaten, Frankreich oder Spanien, zeitgenössische, speziell ausgewählte Musik und Lieder, geben jeder Szene einen einzigartigen Charakter.  Beim Lied von Harris Alexiou geht ein Mädchen auf einen Jungen zu, der einen riesigen Blumenstrauß in den Händen hält. Er kniet nieder. In diesem Moment gibt ein anderer Junge hinter ihm dem Mädchen eine Rose und geht mit ihr. Eine andere Art von Musik bringt noch eine andere Farbe, wenn sich vier Mädchen in Louis XIV-Kostümen kleiden. Dieser Hinweis auf den sozialen Status, der über 
Jahrhunderte hinweg besteht, berührt uns umso subtiler, als er anmutig getanzt wird. 


Ganz anders geartet ist ein Quintett von fünf Jungs mit einem Einkaufswagen, die mit einem Augenzwinkern Ernsthaftigkeit in die Komik der Choreografie bringen. 
Die Szenen wechseln zwischen Momenten großer Sensibilität, wenn etwa kleinen Kindern die Augen verbunden sind, dann folgt das junge Max-Planck-Gymnasium oder die Gertrud-Bäumer-Realschule einer Choreografie voller Dynamik. 
Die jungen Tänzerinnen und Tänzer erfinden neue oder zeigen traditionelle Körperbewegungen unter der originellen und kreativen Leitung von Fabrice Jucquois. 


Der Beifall der Zuschauer zeigt, wie sehr dieses Projekt von allen angenommen und genossen wurde, da jeder der großen und kleinen Teilnehmer zu glauben scheint, Teil einer Qualitätsvorstellung gewesen zu sein. Das Kulturamt und die Kunst-und Musikschule haben dieses riesige Projekt, das in Anzahl und Vielseitigkeit der Teilnehmer und Formen grandios, aber homogen ist, unterstützt. 
Elisabeth Brockmeyer 

 

 

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