Schulchronik der Fröbelschule (11. Bürgerschule)
Hier sehen Sie einige Seiten der Schulchronik im Original:
Die Schulchronik berichtet...
1900
- Mit dem Bau der Schule wurde Ende Oktober 1900 begonnen. Vor Eintritt des Winters waren die Arbeiten so weit gefördert, daß die Fundamente 2m Höhe erreicht hatten. Der Kostenanschlag betrug 246500 Mark und setzte sich aus folgenden Teilsummen zusammen:
- Schulgebäude nebst Inventar, Brausebad und Schulhof: 214000 Mark
- Abortgebäude: 10000 Mark
- Schuldienerhaus: 9000 Mark
- Straßenbaukosten usw.: 13500 Mark
1901
- wurde der Rohbau fertiggestellt und eingerichtet.
- Die Schuldeputation (Regierungsbeamte für das Schulwesen) wählte nach dem Vorschlag des evangelischen Schulvorstandes als Rektor Karl Obermeier sowie 6 Lehrer und 2 Lehrerinnen, darunter eine technische Lehrerin.
7.3.1902
- Besichtigung der Schule durch den Magistrat der Stadt Bielefeld, die Stadtverordneten, den evangelischen Schulvorstand und die Schuldeputationen. Oberbürgermeister Bunnemann übergab das Haus in den Dienst der Schulverwaltung.
7.4.1902
- Eröffnungsfeier vormittags 10 Uhr, am 1. Schultag nach den Osterferien. (Zeitungsberichte 1. und 2.)
8.4.1902
- Morgens um 7 Uhr hatten sich Schüler und Lehrer auf dem Schulhofe versammelt. Es wurden 10 Klassen gebildet.
- Klasse 1a 61 Schüler
- Klasse 1b 61 Schüler
- Klasse 2 69 Schüler
- Klasse 3a 70 Schüler
- Klasse 3b 67 Schüler
- Klasse 4a 57 Schüler
- Klasse 4b 58 Schüler
- Klasse 5 67 Schüler
- Klasse 6a 58 Schüler
- Klasse 6b 62 Schüler
- Insgesamt: 630 Schüler
- Die 10. Lehrerstelle war erst auf Antrag des Rektors errichtet worden.
- Auf einen Lehrer kamen 63 Schüler. So blieb das Verhältnis lange, zumal während des 1. Weltkrieges, als die daheimgebliebenen Lehrer die Stellen ihrer eingerückten Kollegen mit versahen. Was wundert, dass Zucht und Ordnung regierten und der Lehrer auch "Zuchtmeister" war! Um 7 Uhr begann im Sommer der Unterricht - bis 1910 - im Winter um 8 Uhr. Die Unterrichtsstunde dauerte 60 Minuten. Kurzstunden von 40 bis 45 Minuten Dauer führte man im 1. Weltkrieg ein als man die 2. Bürgerschule im Gebäude beherbergte. An 3 Tagen der Woche unterrichtete die 11. im Wechsel mit der 2. Bürgerschule vormittags von 8 bis 1, an den 3 anderen Tagen, auch am Sonnabend, nachmittags von 2 bis 6 Uhr. Auch normalerweise hatten die Schüler mindestens an einem Nachmittag Unterricht. Regierungsschulräte und Kreisschulinspektoren wie Inspizienten kamen häufig zur Revision in den Unterricht. In öffentlichen Prüfungen wurden jeweils am Ende des Schuljahres Schüler und Lehrer geprüft, die Schüler, ob sie es gelernt, die Lehrer, ob sie das vorgeschriebene Pensum gelehrt hatten.
1909
- Ein ministerieller Erlass schafft diese Prüfungen ab, die nur wenige Eltern besucht haben sollen. Noch bis 1932 blieb in Preußen den Kirchen das Recht der Einsichtnahme in den Religionsunterricht erhalten. Ein Frage- und Antwort"spiel" nach strengem Reglement beherrschte bis in die 20er Jahre den Unterricht. Auch die Turnübungen führte man exakt nach Kommandos aus.
1905
- wurde der Stundenplan so eingerichtet, daß "immer 2 Klassen in der Turnhalle unterrichtet werden. Die Freiübungen werden von beiden Klassen gemeinschaftlich ausgeführt, wobei ihre Lehrer im Kommando abwechseln". Was bedeuteten Kinder in dieser Welt des Reglements? Sie waren die Objekte der Ausbildung und der Erziehung, auch der Dressur und der Fürsorge, noch lange nicht Subjekte ihrer Entwicklung und Bildung. Doch versuchte man nicht auch, den Sinn für manch anderes zu wecken?
seit 1902
- berichtet die Chronik von den sogenannten Turnfahrten, die die 2 letzten Jahrgänge - bis zu 250 Schüler - Jahr für Jahr mit allen Lehrern und Lehrerinnen unternahmen. Gerne fuhr man nach Oeynhausen, Porta, Bückeburg, Eilsen (Einkehr im Hotel), oder auch zum Hermannsdenkmal, nach Berlebeck, den Externsteinen und Horn.
seit 1903
- veranstaltet man Ferienspiele und Spaziergänge unter Aufsicht zweier Lehrer während der Hauptferien im August.
1905
- Man bekümmert sich um den Haushaltskundeunterricht der Mädchen und beschaffte Nähmaschinen, damit das Maschinennähen gelernt werden konnte.
1907
- Kaiser Wilhelm II. kommt nach Bielefeld. 250 Schüler und Lehrer bilden Spalier an der Obernstraße. Dafür wird extra eine Fahne angeschafft. Zum Geburtstag des Kaisers findet jedes Jahr in der Turnhalle eine Feier statt.
1911
- Schulfrei gab es nicht nur zu des Kaisers Geburtstag und bei etlichen nationalen Anlässen, sondern auch, als zum ersten Mal ein Sportflugzeug in Quelle zwischenlandete und als der Zeppelin, das Luftschiff "Hansa" über Bielefeld zu sehen war.
1908
- Jahr für Jahr sprach der Schularzt vor den Entlassschülern über Gesundheitspflege. Viel Mühe machte man sich seit 1909 in der großen Pause (Pausenturnen) mit orthopädischen Turnübungen für Kinder mit Haltungsschäden. Seit 1903 gab man während des Winters ein warmes Milchfrühstück aus 1/4 l warme Milch für 20 Pf. in der Woche.
1914
- Zum Eislaufen in Kraacks gab man den Knaben der 7. Klasse einen schulfreien Nachmittag, eine Woche später den Mädchen.
- Der 1. Weltkrieg bricht aus. Die 2. Bürgerschule wird im Gebäude der 11. Bürgerschule untergebracht. Die 11. Bürgerschule unterrichtet Montags, Mittwochs und Freitags von 8 - 13 Uhr, Dienstags, Donnerstags und Samstags von 14 - 18 Uhr. Es werden Kurzstunden von 45 Min. eingeführt. Von 15 Klassenräumen haben jetzt 7 Gasbeleuchtung.
1914
- In der Notzeit des 1. Weltkrieges bekümmerte man sich auch erstmals um die Eltern, um im Felde stehende, um verwundete, kriegsgefangene, heimgekehrte Väter und die alleingebliebenen Mütter.
1916
- wird vom 1. Elternabend berichtet, danach beinah regelmäßig von mindestens 2 Elternabenden pro Jahr.
- Ein erster Erziehungsbeirat, bestehend aus 3 Lehrern und Eltern, wird gebildet.
1917
- Nach dem schweren Kriegswinter 1916/17 wurden im Sommer 1917 142 Schüler der 11. Bürgerschule zum Landaufenthalt in Pommern und Ostpreußen untergebracht.
1919
- Quäkerspeisung.
1920
- Der erste Elternbeirat, 20 Mitglieder, wird gewählt. Erste Sitzung mit dem Kollegium Juli 1920. Deklamation, Chorgesang, Tänze und Szenen wurden den Eltern dargebracht, später Lichtbildvorträge, Schallplattenkonzerte und Aufführungen. Regelmäßig feierte man auch ein Sennefest, zu dem man einen ganzen Tag mit den Eltern auf den Queller Sportplatz zog.
1927
- erhielt die 11. Bürgerschule den Nahmen "Fröbelschule". Die Schule war gerade 25 Jahre alt, Friedrich Fröbel 75 Jahre zuvor gestorben. Uns scheint, keine unwürdige Schule bekam den Namen dieses begnadeten Erziehers, dessen Wort auch uns Ansporn sein sollte.
1932
- Der Lehrer Friedrich Oberschelp gründet den Bielefelder Kinderchor. Er probt mit den Kindern in der Turnhalle der Fröbelschule.
1933
- Die Schule wird wegen einer Grippeepidemie eine Woche geschlossen. Am 21. März wird eine Feierstunde anlässlich der Bildung des neuen Reichstages veranstaltet.
1939 - 1945
- Der 2. Weltkrieg beginnt. Ein Teil der Räume muss dem Militär zur Verfügung gestellt werden. Im Winter findet oft kein Unterricht statt, weil es an Brennstoffen mangelt. Die Sommerferien werden verlängert. Die Schulen werden schließlich ganz geschlossen.
1946 (Rückblick)
- Schuljahr 1943/44
- Die Jahreszahl hatte der derzeitige Leiter der Fröbelschule noch über diese Seite gesetzt. Doch sie blieb leer. Es kamen die Jahre des Bombenkrieges über Deutschland, die Jahre des Grauens, des Nervenkrieges, der sinn- und verantwortungslosen Preisgabe der Städte und Menschen an einen in allem überlegenen Gegner. Die wehrlos den Bombengeschwadern der Anglo-Amerikaner ausgesetzten Städte wurden von Müttern und Kindern evakuiert, die Schulen des Stadtkreises blieben leer und wurden geschlossen. Ein großer Teil der Bielefelder Lehrerschaft folgte den Kindern in die umliegenden Landgemeinden und in die Lager der sogenannten "Kinderlandverschickung" bis nach Süd-Ungarn. Inzwischen vollzog sich mit grausiger Konsequenz der letzte Akt des schon seit langem sinnlos gewordenen Ringens, in dem das teils fanatisierte, teils gedankenlos mitmachende und teils geknechtete deutsche Volk von verbrecherischen "Führern" der Vernichtung ausgeliefert wurde. Die Zerstörung der Stadt Bielefeld, der Einmarsch der Gegner in den ersten Apriltagen des Jahres 1945 sind Ereignisse, die der Geschichte der Stadt angehören und hier nicht ausführlich behandelt werden. Das große Gebäude der Fröbelschule blieb vor der Zerstörung bewahrt. Es war zwar einige Zeit von farbigen Truppen der alliierten Armee belegt die allerlei kleine Beschädigungen verursachten, doch konnte, als am 13. Sept. 1945 auf Befehl der Militär-Regierung die Schulen wieder eröffnet wurden, alle Klassenräume wieder benutzt werden.
- Es gibt 10 Lehrer für 900 Schüler. Da die Diesterwegschule belegt ist, zieht diese Schule mit 600 Schülern und 8 Lehrern ein. Unterricht ist wieder schichtweise. Die Turnhalle kann noch nicht benutzt werden.
1947
- 2000 Schüler der Jakobusschule, der Handelsschule, der Berufsschule und der Fröbelschule werden in dem Gebäude unterrichtet.
1949
- Es gibt immer noch so viele Schüler, dass der Keller und Baracken auf dem Hof als Klassenräume genutzt werden müssen.
1950
- Es wird zum ersten Mal nach der "Dohrmann Ganzwortmethode" unterrichtet. Am 7. September findet eine Feierstunde zum Jahrestag der Gründung der Bundesrepublik statt.
1951
- Auf dem Schulhof wird ein Verkehrserziehungstag veranstaltet. Sogar die Zeitungen berichten darüber.
7.4.1952
- 50 jähriges Jubiläum (Zeitung 1. und 2.)
- Die Fröbelschule konnte in diesem Jahr auf ihr 50 jähriges Bestehen zurückblicken. Das Kollegium beschloss, von einer größeren öffentlichen Feier Abstand zu nehmen, da die äußeren Schwierigkeiten: Raumnot, Fehlen einer Aula, gerade stattfindende Renovierung des Gebäudes, irgendwelche Vorbereitungen dazu unmöglich machten.
- Aus Anlaß des Jubiläums erhielt die Fröbelschule von der Stadt als Geschenk: 1000.- DM zu freier Verwendung. Auf Anregung des Herrn Rektor Becker wurden aus diesen Mitteln 14 wertvolle Gemälde namhafter Bielefelder Künstler gekauft. Sie befinden sich nun im Besitz der Fröbelschule.
1952/53
- Die Renovierung des Schulgebäudes, bereits im Vorjahre begonnen, wurde im Laufe des Schuljahres beendet. Sie konnte ohne Beeinträchtigung des Unterrichtes durchgeführt werden, wenn auch das Hämmern und Klopfen oftmals sehr störten. Vor den Sommerferien wurden die Heizkörper im Raum 1,6,9,14 und 20 umgelegt bzw. vergrößert. Während der Sommerferien wurde das Brausebad wiederhergestellt und im Keller ein Lehrer-WC eingebaut. Die Instandsetzung der Turnhalle nahm längere Zeit in Anspruch. Die Geräte wurden teilweise erneuert, die Fenster erhielten Fenstervorhänge. Alle Klassenräume im Erdgeschoß, 1. u. 2. Stock (sofern nicht bereits im Jahr 1951) erhielten neuen Anstrich, ebenso die Flure und das Treppenhaus. Die Klassen erhielten neue, aufklappbare Wandtafeln, auch Tafeln an einer Seitenwand. Elektriker legten Leitungen und Verdrahtungen in jedes Klassenzimmer, so dass die Fröbelschule nunmehr eine moderne Schulfunkanlage besitzt. Am Schluss des Schuljahres ließ die Stadt endlich wieder die Umzäunung des Schulhofes mit eisernen Gitterstäben versehen; sie waren während des Krieges entfernt worden.
1.10.1956
- Mit der Leitung der Fröbelschule wurde am 1.10.1956 Herr Osthus beauftragt. (Zeitung 1. und 2.)
1959
- Die Baracke auf dem Schulhof brennt ab. Der Schulhof wird vergrößert und asphaltiert.
1964
- Das freiwillige 9. Schuljahr wird eingeführt. Dafür werden 1,5 neue Lehrerstellen eingerichtet. Zum ersten Mal wird auch ein Betriebspraktikum durchgeführt. Klassenfahrten gehen jetzt nach Berlin.
1.4.1966
- Am 1. April 1966 wurde beschlossen, die Volksschulen in Grund- und Hauptschulen zu trennen. Die Fröbelschule wurde Hauptschule und hat demzufolge das 5. bis 9. Schuljahr. Das 9. Schuljahr wurde von diesem Zeitpunkt an obligatorisch.
24.6.1968
- Mit dem 24.6. endet das Schuljahr 1967/68, zugleich aber auch endet die Fröbelschule als Hauptschule bisherigen Stiles. Die in Aussicht und Durchführung stehende Schulreform soll die Fröbelschule zu einer der Grundschulen der Stadt Bielefeld werden lassen.
25.08.1969
- Gleich am 1. Schultag, am 25.August 1969, wird in Anwesenheit zahlreicher Gäste Herr Kurt Neumann von der Martinschule als Rektor der Fröbelschule durch Schulrat Neuhaus in sein Amt eingeführt.
- Die Schule hat 453 Schüler.
1972
- Die Koksheizung wird durch eine Fernwärmeheizung ersetzt.
1973
- Es herrscht Lehrermangel und der Unterricht muss gekürzt werden. Die Bildstelle wird in den Keller verlegt.
1975
- Es werden 2 griechische Vorbereitungsklassen aufgenommen. Sie kommen von der Klosterschule. Ihr Lehrer ist Herr Anastassiou.
6.-11.06.1977
- Festwoche "75 Jahre Fröbelschule". Es gibt bunte Abende in der Turnhalle, einen Schulgottesdienst, ein Konzert des Bielefelder Kinderchores, ein Schulfest und eine Ausstellung.
- Aus der Festschrift.
- Aus der Zeitung.
1981
- Die Schüler-Lehrer Relation beträgt jetzt 24,8 Schüler pro Lehrer.
1982
- Die Fröbelschule feiert Friedrich Fröbels 200. Geburtstag und ihr 80-jähriges Bestehen. Die griechischen Eltern richten eine eigene Schule ein. An der Fröbelschule bleibt nur eine kleine Klasse.
1984
- Die Schule hat 224 Schüler.
1987
- Fotoaufnahmen der Fröbelschule. (1. Bild und 2. Bild)
1988
- Es werden Förderklassen für 62 Aussiedlerkinder aus Russland eingerichtet.
1991
- Es wird muttersprachlicher Unterricht in Türkisch erteilt.
1992
- Die Schule bekommt eine multinationale Auffangklasse für Kinder aus Algerien, dem Kosovo und Bosnien.
1993
- Das große Flurfenster im Nordflügel wird für 90.000 DM restauriert. Die Schule steht unter Denkmalschutz.
21.06.1994
- Rektor Kurt Neumann wird in den Ruhestand verabschiedet und nach den Sommerferien wird Frau Wischmeier neue Rektorin. In den Kelleräumen wird die Betreuungsgruppe "i-Punkt" untergebracht. Organisiert wird sie durch einen Elternverein. Nachmittags werden Portugiesische Schüler aus ganz Bielefeld in ihrer Muttersprache unterrichtet.
1996
- Die Schulfördergemeinschaft organisiert die Entsiegelung und Neugestaltung des Schulhofes. Die Stadt hält sich aus allem heraus.
1997
- Die Fördergemeinschaft feiert ihr 25-jähriges Bestehen mit einem Schulfest.
2000
- In der Grundschulwoche NRW wird an den Baubeginn der Fröbelschule vor 100 Jahren gedacht. Außerdem wird die Fördergemeinschaft 30 Jahre alt.
2002
- Die Schule feiert ihren 100. Geburtstag mit einer Festwoche.
2005
- Fotoaufnahmen der Fröbelschule.